Bluthochdruck (Hypertonie): Häufig unterschätzt, einfach messbar
- Dr. Christian Lunow
- 8. Sept.
- 5 Min. Lesezeit
Bluthochdruck zählt zu den häufigsten chronischen Erkrankungen weltweit. In Deutschland leidet Schätzungen zufolge fast jeder dritte Erwachsene darunter – oft ohne es zu wissen. Denn Hypertonie verursacht über lange Zeit keine Beschwerden und bleibt daher häufig unentdeckt. Was die Erkrankung gefährlich macht: Unbehandelt erhöht sie das Risiko für schwerwiegende Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzinfarkt, Schlaganfall oder Nierenschäden. Wir erklären, worauf man achten sollte, um Anzeichen für Bluthochdruck zu erkennen und wie Betroffene Gesundheitsrisiken effektiv vorbeugen können.

Was versteht man unter Bluthochdruck?
Der Blutdruck gibt an, mit welchem Druck das Blut durch unsere Gefäße fließt – genauer gesagt, mit welchem Druck das Blut gegen die Wände der Arterien drückt. Ohne Druck gäbe es keinen Blutkreislauf. Ist der Blutdruck zu niedrig oder kommt er vollständig zum Erliegen, können unsere Organe nicht mehr mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt werden. „Abfallprodukte“ des Stoffwechsels könnten nicht entsorgt werden. Kommt es zu chronischem Bluthochdruck, auch arterielle Hypertonie genannt, entsteht ein Risiko für das gesamte Herz-Kreislauf-System.
Wie hoch der Blutdruck ist, wird anhand von zwei Werten gemessen:
Systolischer Wert (oberer Wert): Der Druck, wenn das Herz Blut in die Gefäße pumpt.
Diastolischer Wert (unterer Wert): Der Druck, wenn das Herz zwischen zwei Schlägen entspannt.
Beide Werte werden in der Einheit Millimeter Quecksilbersäule (mmHg) angegeben.
Welcher Blutdruck ist in welchem Alter normal?
Blutdruckwerte sind vom Alter, Geschlecht, Gewicht und der Körpergröße abhängig. Allerdings bewegen sich die Schwankungen bei gesunden Menschen in relativ engem Rahmen. Die medizinischen Leitlinien geben daher Richtwerte vor, die nahezu für Menschen allen Alters und Geschlechts gelten (Kinder ausgenommen). Bei Erwachsenen (über 18 Jahren) gelten Werte um 120/80 mmHg (120 mmHg systolisch zu 80 mmHg diastolisch) als optimal und Werte unterhalb von 140/90 mmHg als normal. Bei älteren Menschen gelten auch leicht erhöhte Messwerte noch als akzeptabel.
Ist ein Blutdruck von 150 zu 90 zu hoch?
Es kommt zunächst darauf an, ob der Wert einmalig gemessen wurde oder wiederholt. Blutdruck schwankt im Tagesverlauf und hängt von Stress, Bewegung oder Aufregung ab. Als Bluthochdruck gelten Werte ab 140/90 mmHg bei wiederholten Messungen. Die aktuellen Leitlinien der Deutschen Hochdruckliga (DHL) und der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK) unterscheiden folgende Kategorien von Blutdruckwerten:
Einteilung | Systolisch in mmHg | Diastolisch in mmHg |
Optimal | < 120 | < 80 |
Normal | 120 - 129 | 80 - 84 |
Hoch-normal/ erhöht | 130 - 139 | 85 - 89 |
Bluthochdruck Grad 1 (mild) | 140 – 159 | 90 - 99 |
Bluthochdruck Grad 2 (moderat) | 160 - 179 | 100 - 109 |
Bluthochdruck Grad | Ab 180 | Ab 110 |
Wann ist der zweite Wert beim Blutdruck zu hoch?
Es kann tatsächlich vorkommen, dass nur der zweite, also der diastolische Wert, zu hoch ist. In diesem Fall spricht man von einer „isolierten diastolischen Hypertonie (IDH)“. Dies liegt vor, wenn wiederholt ein erhöhter unterer Wert (≥ 90 mmHg) bei normalem oder nur leicht erhöhtem systolischem Wert (< 140 mmHg) gemessen wird.

Symptome – wie macht sich Bluthochdruck bemerkbar?
Das Tückische am Bluthochdruck ist, dass er häufig keine oder nur unspezifische Symptome verursacht, die auch andere Ursachen haben können. Daher gilt: Nur regelmäßige Blutdruckmessungen, etwa bei Gesundheitschecks, geben Sicherheit.
Bluthochdruck bereits früh nur anhand von Symptomen zu erkennen, ist schwierig. Folgende Anzeichen können allerdings auf die Erkrankung hindeuten:
Kopfschmerzen (besonders morgens im Hinterkopfbereich)
Schwindel oder Benommenheit – insbesondere beim Aufstehen oder unter Belastung
Ohrensausen / Tinnitus – ein „Pfeifen“ oder „Rauschen“ im Ohr
Sehstörungen – verschwommenes Sehen, Lichtblitze oder „Flimmern“
Nasenbluten – wiederholt und ohne erkennbaren Auslöser
Herzklopfen oder Herzstolpern – durch die erhöhte Belastung des Herz-Kreislauf-Systems
Kurzatmigkeit – zunächst bei Belastung, später auch in Ruhe
Allgemeine Abgeschlagenheit, Nervosität oder Schlafstörungen
Bei Auftreten dieser Beschwerden über längere Zeit sollte der Blutdruck unbedingt überprüft werden. Regelmäßige Blutdruckkontrollen beim Hausarzt sind die einzige verlässliche Methode, eine Erkrankung rechtzeitig zu erkennen.
Wie messe ich richtig Blutdruck?
Natürlich können Menschen bei Verdacht auf eine Störung des Blutdrucks auch zuhause selbst messen, wenn sie ein geeignetes Gerät besitzen. Damit die Messung aussagekräftig ist, sollten jedoch einige Punkte beachtet werden. Am besten wird der Blutdruck zweimal täglich gemessen: morgens vor dem Frühstück bzw. Medikamenteneinnahme und abends. Bei jeder Messung sollten 2–3 Werte im Abstand von 1–2 Minuten erfasst werden. Anschließend wird der Durchschnitt errechnet und notiert, idealerweise in einem Blutdrucktagebuch oder in einer App.
Vor der Messung:
5 Minuten ruhig sitzen, nicht direkt nach körperlicher Anstrengung messen
Mindestens 30 Minuten vorher keinen Kaffee, Alkohol oder Nikotin
Die Blase leeren, da eine volle Blase den Blutdruck erhöhen kann.
Während der Messung:
Aufrecht sitzen, Rücken angelehnt, Beine nebeneinander (nicht übereinanderschlagen).
Arm entspannt auf dem Tisch, Manschette auf Herzhöhe.
Manschette in passender Größe direkt auf der Haut anlegen.
Während der Messung still sitzen und nicht sprechen.
Was macht Bluthochdruck gefährlich?
Hypertonie kann schwerwiegende gesundheitliche Folgen haben. Gefährlich ist, dass sie meist symptomlos fortschreitet, also „still“ verläuft. Unbehandelt wirkt dauerhaft erhöhter Blutdruck wie ein Dauerstress für die Gefäße. Über Jahre hinweg kommt es zu Schädigungen lebenswichtiger Organe. Eine große Auswertung medizinischer Studien zeigte 2015, dass weltweit etwa die Hälfte aller Schlaganfälle und koronaren Herzkrankheiten wie Herzinfarkt auf Bluthochdruck zurückzuführen sind. Die Weltgesundheitsorganisation WHO stuft Bluthochdruck daher als eine der häufigsten Ursachen für vorzeitigen Tod weltweit ein. In der medialen Berichterstattung hat sich daher für die Krankheit sogar die Bezeichnung „Stiller Killer“ eingebürgert.
Welcher Mangel löst hohen Bluthochdruck aus?
Bluthochdruck hat in den meisten Fällen nicht eine einzelne, sondern mehrere Ursachen. Nur selten ist er Folge einer anderen Erkrankung – in diesem Fall spricht man von sekundärer Hypertonie. Lässt sich keine Grunderkrankung identifizieren, handelt es sich um eine primäre Hypertonie. Zu den wichtigsten Faktoren gehören:
genetische Veranlagung (familiäre Häufung)
zunehmendes Alter (Gefäßelastizität nimmt ab → systolischer Druck steigt)
Übergewicht / Adipositas
Bewegungsmangel
falsche Ernährung mit zu viel Salz, zu wenig Kalium, wenig Obst und GemüseRauchen
Alkoholkonsum
chronischer Stress
metabolisches Syndrom (Kombination aus Übergewicht, Insulinresistenz/Diabetes, Fettstoffwechselstörung)
Darüber hinaus kann ein Mangel an bestimmten Mineralstoffen und Vitaminen die Entstehung begünstigen. Sehr gut belegt ist ein Zusammenhang mit Kaliummangel: Zahlreiche Studien zeigen, dass eine niedrige Kaliumzufuhr mit einem höheren Blutdruck- und Schlaganfallrisiko verbunden ist. Auch Magnesium, Calcium und Vitamin D sind in den letzten Jahren in den Fokus geraten, wobei hier der Zusammenhang nicht so eindeutig belegt ist.
Eine bewusste Ernährung kann also helfen, das Risiko zu senken. Bevor jedoch Supplemente eingenommen werden, sollte unbedingt ein Arzt konsultiert und ein tatsächlicher Mangel durch entsprechende Untersuchungen festgestellt werden.
Was tun gegen Bluthochdruck?
Es gibt verschiedene Medikamente, die – meist in Kombination – den Blutdruck wirksam senken können. Die Therapie von Hypertonie beginnt jedoch zunächst bei den Betroffenen selbst.
Schon kleine Änderungen im Lebensstil können als natürliche Blutdrucksenker viel bewirken – in manchen Fällen so erfolgreich, dass auf Medikamente verzichtet oder deren Beginn hinausgezögert werden kann. Dazu zählen: Abnehmen, Salz- und Alkoholkonsum einschränken, auf gesunde Ernährung achten, mehr Bewegung, Verzicht auf Rauchen und Stressreduktion.
Die medikamentöse Basisbehandlung umfasst Präparate aus vier Hauptgruppen: ACE-Hemmer, AT1-Rezeptorblocker (Sartane), Kalziumkanalblocker und Thiazid-Diuretika. Sie werden in der Regel von Beginn an in Kombination aus zwei oder drei Wirkstoffen gegeben. Der Grund: Verschiedene Substanzen wirken an unterschiedlichen Stellen und ergänzen sich. Auf diese Weise gelingt es, den Blutdruck schneller und deutlicher zu senken, als es mit nur einem Medikament möglich wäre.
Weitere Medikamente wie Betablocker kommen vor allem bei Patient:innen mit Herzkrankheiten zum Einsatz. Außerdem können Mineralokortikoid-Rezeptor-Antagonisten (z. B. Spironolacton, Eplerenon) helfen, wenn der Blutdruck mit der Basistherapie schwer einstellbar ist.
Fazit
Bluthochdruck ist ein „Stiller Killer“. Er gehört zu den häufigsten Volkskrankheiten und bleibt oft lange unbemerkt, da er meist keine eindeutigen Symptome verursacht. Unbehandelt kann er jedoch schwerwiegende Folgen wie Herzinfarkt, Schlaganfall oder Nierenschäden nach sich ziehen. Risikofaktoren sind unter anderem Alter, Übergewicht, Bewegungsmangel, ungesunde Ernährung, Rauchen und Alkoholkonsum. Lebensstiländerungen wie Gewichtsreduktion, weniger Salz und Alkohol, regelmäßige Bewegung und Rauchstopp können den Blutdruck senken, oft auch ergänzend zu Medikamenten. Da Beschwerden schwer zu bemerken sind, gilt: Nur regelmäßige Blutdruckkontrollen beim Hausarzt bieten eine verlässliche Möglichkeit, Bluthochdruck frühzeitig zu erkennen und gefährliche Langzeitschäden zu verhindern.






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