Nichtalkoholische Fettleber
- Dr. Christian Lunow
- 10. Okt.
- 6 Min. Lesezeit
Nichtalkoholische Fettleber – zuckerfreie Softdrinks erhöhen Risiko laut neuer Studie um bis zu 60 Prozent.
Dass hoher Alkoholkonsum die Leber schädigen kann, haben die meisten Menschen schon einmal gehört. Dass falsche Ernährung, Übergewicht und Bewegungsmangel jedoch einen vergleichbaren Effekt auf die Leber haben können, ist hingegen weniger bekannt. Tatsächlich ist die nichtalkoholische Fettleber (NAFLD) eine häufige Lebererkrankung. Sie wird durch Fettablagerungen in der Leber verursacht – unabhängig vom Alkoholkonsum.
Einer neuen Studie zufolge dürfte dabei ein hohes Risiko von zuckerhaltigen Getränken wie Limonaden und sogar von vermeintlich „gesünderen“, künstlich gesüßten Varianten ausgehen.

Was ist eine nichtalkoholische Fettleber?
Die nichtalkoholische Fettlebererkrankung (NAFLD oder MAFLD) gehört in den meisten westlichen Industrienationen heute zu den häufigsten chronischen Lebererkrankungen. Studien zufolge sind in Deutschland etwa 20–30 % der Bevölkerung betroffen. Bei Vorbelastungen wie dem sogenannten metabolischen Syndrom liegt das Erkrankungsrisiko deutlich höher.
Die NAFLD entsteht, wenn sich Fett in den Leberzellen ansammelt, ohne dass übermäßiger Alkoholkonsum die Ursache ist. Wenn mehr als fünf bis zehn Prozent der Leberzellen verfettet sind, spricht man von einer Fettleber.
Medizinisch unterscheidet man zwischen der einfachen Fettleber (NAFL, Stufe 1) und der nichtalkoholischen Steatohepatitis (NASH oder MASH, Stufe 2). Während die einfache Form meist harmlos verläuft, kommt es bei der NASH zusätzlich zu Entzündungen und Zellschäden, die langfristig eine Leberfibrose, Leberzirrhose (Stufe 3) oder sogar Leberkrebs zur Folge haben können.
Ursachen und Risikofaktoren einer Fettleber
Die nichtalkoholische Fettleber entsteht in der Regel durch ungesunde Lebensgewohnheiten und Stoffwechselstörungen. Besonders eng ist sie mit dem sogenannten metabolischen Syndrom verknüpft – einer Kombination aus Übergewicht, Bluthochdruck, erhöhten Blutfetten und Insulinresistenz.
Eine kalorienreiche, zucker- und fetthaltige Ernährung, Bewegungsmangel und Übergewicht sind die häufigsten Ursachen. Aber auch Typ-2-Diabetes, erhöhte Triglyzeride und Bauchfett (viszerale Adipositas) spielen eine große Rolle. Genetische Faktoren und bestimmte Medikamente – etwa Kortison oder Tamoxifen – können die Leber zusätzlich belasten.
Sogar Menschen mit Normalgewicht können betroffen sein, wenn sie sich sehr zuckerreich ernähren oder eine ausgeprägte Insulinresistenz aufweisen. Deshalb gilt: Eine Fettleber ist kein Problem nur von Übergewichtigen – sie kann jeden treffen.
Symptome einer Fettleber: oft unbemerkt
Typisch für die nichtalkoholische Fettleber ist, dass sie lange Zeit keine Beschwerden verursacht. Die Erkrankung kann über Jahre unbemerkt fortschreiten – das Organ kann sogar auf die doppelte Größe anschwellen. Viele Betroffene erfahren erst bei einer Routineuntersuchung oder einem umfassenden Gesundheitscheck davon, wenn leicht erhöhte Leberwerte (GOT, GPT, GGT) auffallen.
Wenn Symptome auftreten, sind diese meist unspezifisch. Viele Patienten berichten über Müdigkeit, Leistungsschwäche, Konzentrationsprobleme oder ein Völlegefühl im rechten Oberbauch.
In fortgeschrittenen Stadien führt die Entzündung der Leber dazu, dass sich das Gewebe verhärtet und vernarbt. Das Organ verliert schrittweise seine Funktion. Es kann zu deutlich sichtbaren Anzeichen einer Leberzirrhose kommen, wie Gelbfärbung der Haut (Ikterus), Bauchwassersucht (Aszites) oder ungewolltem Gewichtsverlust.
Diagnose: Wie die Fettleber erkannt wird
Die Diagnose einer Fettleber erfolgt in der Regel schrittweise. Zunächst geben erhöhte Leberwerte im Blut einen Hinweis. Mithilfe einer Ultraschalluntersuchung lässt sich die Leberverfettung häufig sichtbar machen: Die Leber erscheint dabei heller und vergrößert.
Ein Anhaltspunkt, ob man unter einer Fettleber leidet, bietet der Fettleber-Index (FLI). Er errechnet sich aus einfach messbaren Labor- und Körperwerten: Gamma-GT (GGT), Triglyzeride, Body-Mass-Index (BMI) und Taillenumfang. Das Ergebnis ist ein Wert auf einer Skala von 0–100: Je höher der FLI, desto wahrscheinlicher liegt bereits eine Fettleber vor.
Zur genaueren Einschätzung des Krankheitsstadiums setzen die Fachärzte bei Dr. Lunow & Partner moderne Verfahren ein, der den Grad der Leberverhärtung (Fibrose) misst. In unklaren Fällen oder zur Unterscheidung zwischen einfacher Fettleber und NASH kann auch eine Leberbiopsie notwendig sein.
Fettleber – zuckerfreie Soft-Drinks erhöhen das Risiko offenbar deutlich
Der regelmäßige Konsum von zuckerhaltigen Limonaden und sogar zuckerfreien „Diät-Getränken“ ist mit einem bis zu 60 % höheren Risiko für eine Fettleber verbunden. Das ist das Ergebnis einer großen Analyse aus der britischen UK Biobank, die jetzt auf der United European Gastroenterology Week in Berlin vorgestellt wurde.
Die UK Biobank ist eine der größten Gesundheitsstudien weltweit. Mehr als 136.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer in Großbritannien gaben über viele Jahre hinweg Auskunft über ihren Lebensstil, ihre Ernährung und ihren Gesundheitszustand.
Die Forschenden untersuchten, wie sich der regelmäßige Konsum verschiedener Getränkearten – also zuckerhaltige Limonaden, künstlich gesüßte Diät-Drinks und Fruchtsäfte – auf die Lebergesundheit auswirkt. Während zuckerhaltige Limonaden bereits zuvor im Verdacht standen, das Erkrankungsrisiko zu erhöhen, sorgten die Ergebnisse im Fall der künstlich gesüßten Diät-Drinks für eine Überraschung.
Die Wissenschaftler nutzten den Fettleber-Index (FLI), um das Risiko für eine Fettleber einzuschätzen. Zusätzlich wurden Krankenhauseinweisungen und Todesfälle durch Lebererkrankungen über einen Zeitraum von rund zehn Jahren ausgewertet.
Dabei zeigte sich, dass Menschen, die täglich mehr als 250 Milliliter (also etwa ein Glas oder eine Dose) zuckerhaltige Getränke konsumierten, ein rund 50 % höheres Risiko aufwiesen, eine nichtalkoholische Fettleber (NAFLD / MASLD) zu entwickeln als Personen, die auf den Konsum verzichteten.
Künstlich gesüßte Getränke („Diet Sodas“) – also Varianten mit Süßstoffen statt Zucker – zeigten ein ähnliches, teils sogar stärkeres Ergebnis: Obwohl sie weniger Kalorien enthalten, lag das Risiko für eine Fettleber hier um etwa 60 % höher. Besonders bemerkenswert: Nur bei den Diät-Getränken zeigte sich zusätzlich ein Zusammenhang mit einer erhöhten Sterblichkeit durch Lebererkrankungen.
Zuckerhaltige Limonaden enthalten große Mengen an Fruktose, die in der Leber abgebaut wird. Wird regelmäßig zu viel davon aufgenommen, lagert die Leber überschüssiges Fett ein – es entsteht eine Fettleber.
Wie aber wirken sich künstlich gesüßte Getränke auf die Leber aus? Studien deuten darauf hin, dass Süßstoffe möglicherweise den Appetit und den Stoffwechsel beeinflussen, das Darmmikrobiom verändern oder sogar die Insulinsensitivität verschlechtern können. Die genauen Mechanismen werden derzeit intensiv erforscht.

Was ist das beste Mittel gegen Fettleber?
Die wichtigste und effektivste Maßnahme bei der Behandlung der nichtalkoholischen Fettleber ist in den meisten Fällen eine Änderung des Lebensstils.
Die gute Nachricht lautet: Die Fettleber ist reversibel, wenn rechtzeitig gegengesteuert wird.
Bereits eine Gewichtsabnahme von 5–10 % kann die Leberwerte deutlich verbessern und Fettablagerungen reduzieren. Besonders bewährt hat sich eine mediterrane Ernährung mit viel frischem Gemüse, Obst, Vollkornprodukten, Hülsenfrüchten, Fisch und pflanzlichen Ölen.
Auch der richtige Zeitpunkt der Mahlzeiten kann sich positiv auswirken: Die Hauptkalorienaufnahme sollte eher früh am Tag erfolgen. Zwischen den Mahlzeiten sollten 4–5 Stunden liegen, damit Leber und Bauchspeicheldrüse „zur Ruhe kommen“.
Zuckerhaltige Getränke, Weißmehlprodukte und stark verarbeitete Lebensmittel sollten möglichst vermieden werden. Auch Eiweißmangel kann die Leber schädigen – falsche Ernährung ist also nicht nur ein Problem bei Überernährung, sondern auch bei Unterernährung.
Seltener steckt die Einnahme oder der Missbrauch von Medikamenten hinter einer nichtalkoholischen Fettleber.
Ebenso entscheidend wie die richtige Ernährung ist regelmäßige körperliche Bewegung: Schon 30 Minuten moderate Aktivität an fünf Tagen pro Woche wirken sich positiv auf Fettstoffwechsel und Insulinempfindlichkeit aus.
Spezifische Medikamente gegen die Fettleber gibt es bislang nicht, doch klinische Studien zu neuen Therapieansätzen laufen. Begleiterkrankungen wie Diabetes, Bluthochdruck oder Fettstoffwechselstörungen sollten konsequent behandelt werden, um die Leber zu entlasten.
Bekommt man die Fettleber wieder weg?
Die Prognose hängt stark vom Stadium der Erkrankung und der Bereitschaft zur Lebensstiländerung ab. In frühen Phasen ist eine vollständige Rückbildung möglich. Wird die Fettleber jedoch nicht behandelt, kann sie zu einer chronischen Lebererkrankung mit schwerwiegenden Folgen führen.
Vorbeugung ist daher der beste Schutz: Eine gesunde Ernährung, ausreichend Bewegung und die regelmäßige Kontrolle der Leberwerte beim Arzt helfen, die Leber langfristig gesund zu halten. Besonders Menschen mit Übergewicht, Diabetes oder erhöhten Blutfetten sollten ihre Leber regelmäßig überprüfen lassen.
Fazit
Die nichtalkoholische Fettleber ist eine stille, aber ernstzunehmende Erkrankung, die häufig mit modernen Lebensgewohnheiten zusammenhängt. Sie bleibt oft unbemerkt, ist aber gut behandelbar, wenn sie rechtzeitig erkannt wird.
Mit gesunder Ernährung, Bewegung und regelmäßiger Kontrolle der Leberwerte im Rahmen von Gesundheitschecks lässt sich die Lebergesundheit dauerhaft schützen.
Vermeintlich gesündere, zuckerfreie Softdrinks mit künstlichen Süßungsmitteln sind neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen zufolge nicht zu empfehlen, um die Leber vor den Auswirkungen zuckerhaltiger Limonaden zu schützen. Im Gegenteil: Wie die aktuelle Auswertung der UK-Biobank-Daten belegt, geht bereits der regelmäßige Konsum kleiner Mengen (etwa eine Dose pro Tag) mit einem deutlich erhöhten Fettleber-Risiko sowie einem erhöhten Risiko, an einer Lebererkrankung zu sterben, einher.
Eine gute Nachricht gibt es dennoch: Der Ersatz von Softdrinks durch Wasser senkt das Risiko offenbar deutlich – je nach Getränketyp um rund 12 bis 15 Prozent.
Wenn Sie sich häufig müde fühlen oder erhöhte Leberwerte festgestellt wurden, sprechen Sie mit Ihrem Arzt! Eine einfache Blutuntersuchung kann frühzeitig Aufschluss geben.
Infofilm Volkskrankheit Fettleber – WDR Servicezeit – Praxisklinik Dr. Lunow






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