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Meningokokken – neue Impfempfehlung für Kinder ab 12

Meningokokken gehören zu den bekanntesten bakteriellen Erregern von Infektionskrankheiten wie der Hirnhautentzündung (Meningitis) und der Blutvergiftung (Sepsis). Trotz moderner Medizin verlaufen Meningokokken-Infektionen oft schwer und können innerhalb weniger Stunden lebensbedrohlich werden.


Die Ständige Impfkommission (STIKO) hat nun ihre Impfempfehlung zum Schutz vor dem Erreger angepasst. Demnach sollen sich künftig Kinder und Jugendliche ab 12 Jahren gegen Meningokokken impfen lassen. Für Kleinkinder wurde hingegen die bisherige Teilimpfung gegen die Serogruppe C gestrichen. Was steckt hinter der Änderung – und was sollten Eltern jetzt beachten?


Meningokokken gehören zu den bekanntesten bakteriellen Erregern
Meningokokken gehören zu den bekanntesten bakteriellen Erregern

Was sind Meningokokken?

Meningokokken (wissenschaftlich: Neisseria meningitidis) sind gramnegative Bakterien, die ausschließlich beim Menschen vorkommen. Sie besiedeln häufig den Nasenen-Rachen-Raum, ohne dabei Beschwerden zu verursachen. Etwa 5–10 % der Bevölkerung tragen die Erreger vorübergehend, ohne es zu wissen.


Es existieren verschiedene Untergruppen (sogenannte Serogruppen). In Europa sind vor allem die Typen B, C, W, Y und zunehmend A relevant. Die meisten Erkrankungen werden durch Erreger der Serogruppe B (ca. 60 %) verursacht, seltener durch C.

Sogenannte gramnegative Bakterien sind aufgrund ihrer Zellwandstruktur häufig resistenter gegen Antibiotika, da ihre äußere Membran den Wirkstoff schlechter durchlässt.


Wie steckt man sich mit Meningokokken an?

Die Übertragung erfolgt von Mensch zu Mensch durch Tröpfcheninfektion, also über Speicheltröpfchen beim Husten, Niesen, Küssen oder engem Kontakt.

Da Meningokokken außerhalb des Körpers nur kurz überleben, ist enge und direkte Nähe nötig, um sich anzustecken.


Besonders gefährdet sind:

  • Kleinkinder (unter 5 Jahren)

  • Jugendliche und junge Erwachsene (z. B. in Schulen, Wohngemeinschaften)

  • Menschen mit geschwächtem Immunsystem

  • Auch auf Reisen in bestimmte Länder (z. B. in den sogenannten „Meningitisgürtel“ in Afrika) besteht ein erhöhtes Risiko.


Was passiert bei einer Meningokokken-Infektion?

Laut dem Robert Koch-Institut (RKI) sind Erkrankungen durch Meningokokken zwar selten – die bundesweite jährliche Inzidenz liegt bei unter 0,4 Fällen pro 100.000 Einwohner –, doch können sie schwerwiegende Folgen haben.

Dringen die Bakterien in den Blutkreislauf oder das zentrale Nervensystem ein, können sie gefährliche Erkrankungen auslösen, vor allem:


  • Meningitis (Hirnhautentzündung):  

Die Erreger befallen die schützenden Häute des Gehirns und Rückenmarks.

Symptome: Fieber, Kopfschmerzen, Nackensteife, Lichtscheu, Übelkeit, Bewusstseinsstörungen.

  • Sepsis (Blutvergiftung)

Die Bakterien vermehren sich im Blut und schädigen Gefäße und Organe. 

Symptome: hohes Fieber, Schüttelfrost, Blutdruckabfall, punktförmige Hautblutungen (Petechien), Schockzustand.


Beide Verlaufsformen können einzeln oder kombiniert auftreten und sind medizinische Notfälle, die sofortige Behandlung erfordern.

Die Sterblichkeitsrate liegt in Deutschland bei 5–10 %, bei einer Sepsis mit Schock zwischen 13 % und 33 %. Ein Teil der Betroffenen leidet auch nach Abklingen der Erkrankung an Folgeschäden wie Hörverlust, Lähmungen oder Lernschwierigkeiten.


Wie erkennt man Warnsignale einer Meningokokken-Erkrankung?

Typische frühe Anzeichen sind plötzlich auftretende Beschwerden wie:

  • hohes Fieber, Schüttelfrost

  • starke Kopfschmerzen

  • Schwindel


Diese Symptome können sich innerhalb weniger Stunden massiv verschlimmern. Bei einer Meningitis treten zusätzlich auf:

  • Nackensteifigkeit

  • Lichtscheu, Bewusstseinsstörungen

  • Erbrechen


Bei Säuglingen und Kleinkindern können die Symptome unspezifisch sein: Reizbarkeit, Trinkschwäche, apathisches Verhalten oder schrilles Schreien. Je schneller die Erkrankung erkannt und behandelt wird, desto besser ist die Prognose. Im Krankenhaus erfolgt die sofortige Gabe von Antibiotika und bei Bedarf eine intensivmedizinische Behandlung.


Meningokokken – welcher Impfschutz wird empfohlen?

Eine Meningokokken-Infektion ist zwar selten, kann aber plötzlich auftreten und schwere Folgen haben. Der wirksamste Schutz ist die Impfung. Bisher sah der Impfplan standardmäßig eine Impfung gegen Meningokokken C im Kleinkindalter (ab 12 Monaten) sowie Nachholimpfungen bis 18 Jahre vor.

Seit 2024 gilt zudem die Empfehlung, Säuglinge ab 2 Monaten gegen Meningokokken B (MenB) zu impfen (mit zwei Folgeimpfungen).

Um die besonders gefährdete Gruppe der Jugendlichen besser zu schützen, hat die STIKO ihre Empfehlung im Herbst 2025 erneut angepasst: Erstmals sollen sich Kinder und Jugendliche im Alter zwischen 12 und 14 Jahren einmalig gegen Meningokokken der Serogruppen A, C, W und Y (MenACWY) impfen lassen. Versäumte Impfungen können bis zum 25. Geburtstag nachgeholt werden. 

Hintergrund sind aktuelle Daten, die zeigen, dass das Risiko für Jugendliche zwischen 15 und 19 Jahren – insbesondere durch die Serogruppe Y – in den vergangenen Jahren zugenommen hat.

Laut STIKO bietet sich das Alter 12–14 Jahre an, um die Impfung zeitgleich mit anderen empfohlenen Impfungen (z. B. Tdap-IPV-Auffrischung oder HPV-Impfung) durchzuführen.


Was ändert sich bei den Meningokokken-Impfungen für Kleinkinder?

Eine wichtige Neuerung: Die Standardimpfung gegen Meningokokken C im 2. Lebensjahr entfällt künftig. Die Zahl der invasiven Erkrankungen durch Serogruppe C ist laut RKI in den letzten Jahren deutlich zurückgegangen, sodass diese Impfung nicht mehr notwendig ist.

Bestehen bleibt jedoch die Impfung gegen Serogruppe B (MenB) für Säuglinge und Kleinkinder.


Soll ich mein Kind gegen Meningokokken B impfen lassen?

Die Impfempfehlung der STIKO für die Meningokokken-B-Impfung bei Säuglingen ist noch relativ neu – sie wurde erst 2024 ausgesprochen. Zudem entfällt im Rahmen der aktuellen Empfehlung die bisherige Meningokokken-C-Impfung im Kleinkindalter. Viele Eltern fragen sich daher: Ist die Impfung gegen Meningokokken B überhaupt nötig?

Die Antwort lautet ein klares „Ja“, denn die Daten zum Krankheitsrisiko und zum Impfschutz sprechen eine eindeutige Sprache: Die Meningokokken-Gruppe B ist in Deutschland für etwa 60 % aller invasiven Meningokokken-Erkrankungen verantwortlich.

Besonders betroffen sind Säuglinge und Kleinkinder im ersten Lebensjahr. Zudem sind die Impfstoffe sicher und gut untersucht – schwere Nebenwirkungen sind äußerst selten.


Übernimmt die Krankenkasse die neue Meningokokken-Impfung?

Die aktuelle STIKO-Empfehlung ist – Stand 2025 – noch nicht in allen Fällen automatisch eine allgemeine Kassenleistung.

Viele gesetzliche Krankenkassen übernehmen die Kosten auf Anfrage bereits ganz oder teilweise. Eine bundesweit einheitliche Regelung zur Kostenübernahme wird derzeit vorbereitet.


Fazit

Meningokokken sind selten, aber äußerst gefährlich. Eine Infektion kann innerhalb weniger Stunden lebensbedrohlich werden. Frühe Symptome ernst zu nehmen und bei Verdacht sofort ärztliche Hilfe zu suchen, kann Leben retten.

Der beste Schutz bleibt die Impfung, vor allem für besonders gefährdete Altersgruppen. Da neuere Daten eine Verschiebung des Infektionsgeschehens zeigen, hat die STIKO ihre Impfempfehlungen nun entsprechend angepasst.


Die aktuelle Empfehlung im Überblick:


Altersgruppe

Impfempfehlung der STIKO

Säuglinge & Kleinkinder

Für alle Säuglinge ab ca. 2 Monaten wird eine Standardimpfung gegen Meningokokken der Serogruppe B (MenB) empfohlen.

Jugendliche

Für Jugendliche im Alter von 12 bis 14 Jahren empfiehlt die STIKO nun eine einmalige Impfung gegen Meningokokken der Serogruppen A, C, W und Y (MenACWY-Kombiimpfung).

Erwachsene & Risikogruppen

Keine Empfehlung für eine Standardimpfung gegen MenACWY oder MenB.

Für Personen mit erhöhtem Risiko (z. B. bestimmten Vorerkrankungen, Immunschwäche, engem Kontakt mit Erkrankten, Reisen in Risikogebiete) gelten Indikationsimpfungen: Die Impfung mit MenACWY und/oder MenB wird empfohlen.


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